Epische Texte erschließen und
interpretieren
(Deutschbuch 11, S. 43
ff. und 333f.)
Wiederholen
Sie die Untersuchungsaspekte anhand des „Interpretationssterns“ (S. 45):
Allgemeine
Aspekte
Inhalt: Handlung, Motive; Probleme, Weltanschauung;
Raum- und Zeitgestaltung; Figuren(konstellation), Charakterisierung
Aussage, Thema: Worum geht es in dem Text?
Interpretationsthese
Aufbau und Funktion: äußerer Aufbau (Absätze,
Kapitel, Text ohne Abschnitte), innerer Aufbau (antithetisch, steigernd,
episodisch usw.)
Sprachliche Gestaltung und Funktion:
-
Wortschatz: dominante Wortfelder, Fachsprache,
Fremdwörter, Dialekt usw.
-
Satzbau: auffällige Phänomene, z.B. Ellipsen,
komplizierte Hypotaxen, parataktischer Stil, Ausrufe, Fragesätze (rhetorische)
-
Grammatische Phänomene, z.B. Gebrauch der
Konjunktive
-
Stilfiguren und Bilder: Metaphern, Vergleiche,
Parallelismus usw.
Zeitgeschichtliche Kontexte:
-
Bezug zur Biografie / Herkunft des Autors
-
Bezug zu geschichtlichen Ereignissen (insbes.
Historischer Roman)
-
Literaturgeschichtliche Zuordnung
Spezifische
Aspekte für epische Texte
Erzählform: Er-/Ich-/Wir-Erzähler (Wer erzählt?) Der
Autor ist nicht der Erzähler! Der Erzähler kann aber bestimmte Meinungen
des Autors wiedergeben.
Erzählverhalten:
-
Neutral: Erzähler betrachtet das Geschehen überwiegend
von außen, identifiziert sich nicht mit einer Person, kann ihre Gefühle aber
darstellen. Er bleibt dabei objektiv, emotionslos.
-
Personal: Erzähler ist Teil des Geschehens,
erzählt aus der Perspektive einer Person (z.B. Ich-Erzähler) und kann daher
Vieles nicht wissen; die Kombination mehrerer personaler Erzähler in einem Text
ist möglich.
-
Auktorial:
o
die einfache Form ist der allwissende
(„olympische“) Erzähler, der das Geschehen von außen betrachtet und alle Seiten
kennt. Er kombiniert neutralen und personalen Erzähler und bleibt auf die
Handlung bezogen.
o
Die komplexe Form ist der auktoriale Erzähler,
der nicht nur allwissend ist, sondern die Erzählung durch persönliche
Kommentare, Leseranrede, Analysen und Reflexio-nen und evtl. Vorgriff auf
zukünftiges Geschehen anreichert. Insofern verlässt er manchmal die Handlung,
schweift ab in Exkurse.
Darbietungsformen:
-
Erzählerbericht: Erzählung der Handlung ohne
Ausschmückung
-
Beschreibung
-
Reflexion
-
Kommentar
-
Direkte Rede (szenisches Erzählen, ähnlich
Drama)
-
Indirekte Rede (oft Stilmittel)
-
Gedankenbericht: Darstellung der Gedanken und
Gefühle einer Figur; kann auch stumme indirekte Rede sein
-
Erlebte Rede: bringt Gedachtes in der 3. Person
Imperfekt zur Sprache, z.B.
-
Innerer Monolog: bringt Gedachtes in der 1.
Person Präsens oder Perfekt zur Sprache, z.B.
-
Erlebte Rede und innerer Monolog werden nicht
durch ein entsprechendes Verb eingeleitet!
-
Bewusstseinsstrom (stream of consciousness): assoziative Folgen von ungefilterten
Bewusstseinsinhalten, z.B. Gedanken, Empfindungen, Wortfetzen, Reklameslogans
usw. Die Syntax wird vollständig aufgelöst, z.B.
Zeit und Zeitgestaltung
Unterscheide erzählte Zeit und Erzählzeit!
-
Erzählte Zeit: die Zeit, die das erzählte Geschehen dauert, z.B. einige Stunden
oder mehrere Jahre oder Jahrzehnte.
-
Erzählzeit: die Zeit, die das Erzählen einer Geschichte dauert, also
max. mehrere Stunden.
-
Erzählte Zeit und Erzählzeit sind identisch vor
allem bei szenischem Erzählen (direkter Rede) = Zeitdeckung
-
Zeitdehnung: die Erzählzeit ist länger
als die erzählte Zeit, z.B. bei genauer Beschreibung einer Person, eines Raums
(auf der Handlungsebene passiert nichts, während der Erzähler ausführliche
Beschreibungen oder inneren Monolog bringt)
-
Zeitraffung: die Erzählzeit ist kürzer
als die erzählte Zeit, z.B. ein länger dauerndes Geschehen wird zusammengefasst
in wenigen Worten oder vom Erzähler weggelassen.
-
Chronologie:
o
Chronologisches (lineares) Erzählen: die
Reihenfolge der erzählten Ereignisse folgt dem zeitlichen Ablauf
o
Nicht-lineares Erzählen: Rückwärtserzählen,
fragmentiertes (lückenhaftes) Erzählen, zirkuläres Erzählen (mit regelmäßig
wiederholten Elementen), paralleles Erzählen, wiederholtes Erzählen. Typisch
hierfür sind Rückblicke/Rückblenden und Vorausdeutungen, aber auch die Mischung
verschiedener Diskurse (vgl. Bewusstseinsstrom s.o.) Diese Art des Erzählens
ist typisch für die neuere Literatur seit James Joyce und Arno Schmidt
(„Zettels Traum“).
Sonderform Briefroman: besteht aus chronologisch
angeordneten Briefen verschiedener Personen