Dienstag, 14. November 2017

Analyse epischer Texte 1

Epische Texte erschließen und interpretieren
(Deutschbuch 11, S. 43 ff. und 333f.)
Wiederholen Sie die Untersuchungsaspekte anhand des „Interpretationssterns“ (S. 45):

Allgemeine Aspekte
Inhalt: Handlung, Motive; Probleme, Weltanschauung; Raum- und Zeitgestaltung; Figuren(konstellation), Charakterisierung
Aussage, Thema: Worum geht es in dem Text? Interpretationsthese
Aufbau und Funktion: äußerer Aufbau (Absätze, Kapitel, Text ohne Abschnitte), innerer Aufbau (antithetisch, steigernd, episodisch usw.)

Sprachliche Gestaltung und Funktion:
-          Wortschatz: dominante Wortfelder, Fachsprache, Fremdwörter, Dialekt usw.
-          Satzbau: auffällige Phänomene, z.B. Ellipsen, komplizierte Hypotaxen, parataktischer Stil, Ausrufe, Fragesätze (rhetorische)
-          Grammatische Phänomene, z.B. Gebrauch der Konjunktive
-          Stilfiguren und Bilder: Metaphern, Vergleiche, Parallelismus usw.

Zeitgeschichtliche Kontexte:
-          Bezug zur Biografie / Herkunft des Autors
-          Bezug zu geschichtlichen Ereignissen (insbes. Historischer Roman)
-          Literaturgeschichtliche Zuordnung

Spezifische Aspekte für epische Texte
Erzählform: Er-/Ich-/Wir-Erzähler (Wer erzählt?) Der Autor ist nicht der Erzähler! Der Erzähler kann aber bestimmte Meinungen des Autors wiedergeben.
Erzählverhalten:
-          Neutral: Erzähler betrachtet das Geschehen überwiegend von außen, identifiziert sich nicht mit einer Person, kann ihre Gefühle aber darstellen. Er bleibt dabei objektiv, emotionslos.
-          Personal: Erzähler ist Teil des Geschehens, erzählt aus der Perspektive einer Person (z.B. Ich-Erzähler) und kann daher Vieles nicht wissen; die Kombination mehrerer personaler Erzähler in einem Text ist möglich.
-          Auktorial:
o   die einfache Form ist der allwissende („olympische“) Erzähler, der das Geschehen von außen betrachtet und alle Seiten kennt. Er kombiniert neutralen und personalen Erzähler und bleibt auf die Handlung bezogen.
o   Die komplexe Form ist der auktoriale Erzähler, der nicht nur allwissend ist, sondern die Erzählung durch persönliche Kommentare, Leseranrede, Analysen und Reflexio-nen und evtl. Vorgriff auf zukünftiges Geschehen anreichert. Insofern verlässt er manchmal die Handlung, schweift ab in Exkurse.
Darbietungsformen:
-          Erzählerbericht: Erzählung der Handlung ohne Ausschmückung
-          Beschreibung
-          Reflexion
-          Kommentar
-          Direkte Rede (szenisches Erzählen, ähnlich Drama)
-          Indirekte Rede (oft Stilmittel)
-          Gedankenbericht: Darstellung der Gedanken und Gefühle einer Figur; kann auch stumme indirekte Rede sein
-          Erlebte Rede: bringt Gedachtes in der 3. Person Imperfekt zur Sprache, z.B.
-          Innerer Monolog: bringt Gedachtes in der 1. Person Präsens oder Perfekt zur Sprache, z.B.
-          Erlebte Rede und innerer Monolog werden nicht durch ein entsprechendes Verb eingeleitet!
-          Bewusstseinsstrom (stream of consciousness): assoziative Folgen von ungefilterten Bewusstseinsinhalten, z.B. Gedanken, Empfindungen, Wortfetzen, Reklameslogans usw. Die Syntax wird vollständig aufgelöst, z.B.
Zeit und Zeitgestaltung
Unterscheide erzählte Zeit und Erzählzeit!
-          Erzählte Zeit: die Zeit, die das erzählte Geschehen dauert, z.B. einige Stunden oder mehrere Jahre oder Jahrzehnte.
-          Erzählzeit: die Zeit, die das Erzählen einer Geschichte dauert, also max. mehrere Stunden.
-          Erzählte Zeit und Erzählzeit sind identisch vor allem bei szenischem Erzählen (direkter Rede) = Zeitdeckung
-          Zeitdehnung: die Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit, z.B. bei genauer Beschreibung einer Person, eines Raums (auf der Handlungsebene passiert nichts, während der Erzähler ausführliche Beschreibungen oder inneren Monolog bringt)
-          Zeitraffung: die Erzählzeit ist kürzer als die erzählte Zeit, z.B. ein länger dauerndes Geschehen wird zusammengefasst in wenigen Worten oder vom Erzähler weggelassen.
-          Chronologie:
o   Chronologisches (lineares) Erzählen: die Reihenfolge der erzählten Ereignisse folgt dem zeitlichen Ablauf
o   Nicht-lineares Erzählen: Rückwärtserzählen, fragmentiertes (lückenhaftes) Erzählen, zirkuläres Erzählen (mit regelmäßig wiederholten Elementen), paralleles Erzählen, wiederholtes Erzählen. Typisch hierfür sind Rückblicke/Rückblenden und Vorausdeutungen, aber auch die Mischung verschiedener Diskurse (vgl. Bewusstseinsstrom s.o.) Diese Art des Erzählens ist typisch für die neuere Literatur seit James Joyce und Arno Schmidt („Zettels Traum“).

Sonderform Briefroman: besteht aus chronologisch angeordneten Briefen verschiedener Personen

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